Das ADHS-Netz Chemnitz und die TUCed GmbH luden zum Fachvortrag mit Prof. Biegert zum Thema „ADHS und Co. im Klassenzimmer! Wirksame Entlastungskonzepte bei problematischem Schülerverhalten“ ein.

Der Unterrichtsstunde hat vor einigen Minuten begonnen, da stürzt Timo in die Klasse, ruft eine Entschuldigung für seine Verspätung, boxt auf dem Weg zu seinem Platz den Sven, zieht Sabrina das Heft weg und reißt Maria an den Haaren. An seinem Platz angekommen, setzt er sich mit viel Radau auf seinen Stuhl, knallt seine Tasche auf den Boden, wirft seinen Oberkörper auf die Bank und ruft laut „Scheiße“.

Mit diesem Beispiel beginnt der Fachvortrag von Prof. Biegert zum Thema „ADHS und Co. im Klassenzimmer“ und die Reaktionen der Zuhörer lassen darauf schließen, dass es eine typische Szene ist, die sie sehr gut kennen. Es waren mehrere Hundert Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte, Mediziner, Lerntherapeuten, aber auch Eltern gekommen, um zu hören, welche Maßnahmen im Umgang mit problematischem Verhalten von Kindern im Konfliktbereich Nr. 1 – Schule – wirksam sind. So sprach Prof. Biegert über die Notwendigkeit eines ritualisierten Unterrichtsbeginns und die Möglichkeiten, die ein gutes Classroom Management auch bei problematischem Schülerverhalten bietet.

Zu den interessantesten Aspekten gehörte die Frage, wie Lehrkräfte es schaffen, bei expansiv-oppositionellem Verhalten wirksam zu intervenieren. Doch hier überrascht der erfahrene Schulleiter seine Zuhörer mit der unerwartet einfachen Antwort: „Der Schlüssel liegt in unserer Selbstwirksamkeit“, so Prof. Biegert. Dafür haben Kinder mit ADHS einen „besonders guten Blick“. Gemeint ist, dass pädagogische Maßnahmen, die Lehrkräfte und Eltern von ADHS-Kindern gleichermaßen brauchen, nachweislich vor allem durch Körperhaltung und Ausstrahlung wirksam werden. Entscheidend für gelingendes pädagogisches Handeln sind Selbstachtung, Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein. Dadurch wird auch den Kindern Achtung, Sicherheit und Überzeugung entgegengebracht. Klingt logisch, doch die ständige Herausforderung liegt in der praktischen Umsetzung.

Prof. Biegert weiß, wovon er spricht. Er hat vor nunmehr 40 Jahren die HEBO-Privatschule in Bonn-Bad Godesberg gegründet – eine Schule besonderer pädagogischer Prägung für Kinder mit ADHS und Teilleistungsstörungen. Außerdem vermittelt er seine Erfahrungen als Dozent in den berufsbegleitenden Studiengängen „Integrative Lerntherapie“ und „Förder- und Inklusionspädagogik“  der TU Chemnitz an der TUCed. Für die Studierenden öffnet er seine Klassenraumtüren an der HEBO-Privatschule und tritt damit den Beweis an für das Gelingen seines pädagogischen Konzeptes in der Praxis. 2012 erhielt Prof. Biegert den ADHS-Förderpreis.

Weitere Informationen zu den berufsbegleitenden Studiengängen Integrative Lerntherapie und Förder- und Inklusionspädagogik erteilt Frau Dr. Alexandra Götze unter alexandra.goetze@tuced.de, Tel.: 0371-9094926